Chapter 8 - Version 2


Das war sch?n. Es war warm, weich und fühlte sich gut an. Delenn l?chelte verschlafen bei dem Gefühl von Lippen auf ihrer Wange.

?Aufwachen, Sch?nheit!" Toms Atem streifte und kitzelte ihr Ohr.

Pl?tzlich riss die Botschafterin ihre Augen auf, als ihr einfiel, wo sie sich befand. [Nicht hier!]

[Ganz ruhig! Wir sind allein. Ich habe uns zehn Minuten Zeit erkauft.] Tom deutete zum leeren Medlab im Allgemeinen.

Sie hob den Kopf und sah sich erstaunt um. Daraufhin sackte sie wieder auf das Kissen zurück. [Wie? Und wieso?]

Er wirkte verlegen und richtete sich auf. [Ich hatte dir versprochen, dich in Ruhe zu lassen. Aber .. ich h?tte nichts gegen einen weiteren Abschiedskuss, der mich auf dem Weg nach Centauri Prime begleiten würde.] Der Künstler nahm ihre Hand. [Danach k?nnte ich dich dann in Ruhe lassen.]

Delenn l?chelte breit und betrachtete sein Gesicht. [Ich befürchte, bei dir wird es immer ein neues Danach geben, Tom.]

Verschmitzt grinsend beugte er sich wieder vor und stützte sich mit den Ellenbogen neben Delenn auf der Liege ab. [Es tut mir leid.]

[Das ist eine glatte Lüge!] befand sie, l?chelte allerdings weiterhin.

[H?r zu, Delenn. Ich, eh, ich versuche nach diesem Kuss niemals mehr etwas bei dir. Ob ich wiederkomme ist sowieso nicht sicher. Ich wei? ganz genau, dass ich nichts von dir zu erwarten habe. Wenn ich mich an mein Danach halte, schütze ich doch mehr mich, als dich, oder?] Beim vorletzten Wort tippte er ihr spielerisch mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze.

Sie seufzte und hob nochmals kurz den Kopf zum Medlab. [Das hat dich sicher eine Menge Credits gekostet.]

[Ein paar, ja.]

[Und das für einen Kuss, den du vielleicht gar nicht bekommst?] Sie hob ihre Hand zu seiner Wange, auf der sich blaue Stellen von seiner Prügelei mit Sheridan neben seiner Narbe befanden.

[Es ist eine 50/50 Chance. Das war mir genug.] erwiderte er atemlos.

[Versprich mir bitte, ohne ein Danach, ohne Ausflüchte und Wenns und Abers, dass du dich nie wieder mit Captain Sheridan schl?gst, Tom!]

Der Künstler schnitt eine gequ?lte Grimasse. [Muss ich das wirklich? Ich mag ihn nicht, Delenn! Es kostet mich wirklich sehr viel Mühe, ihm nicht einfach beim Vorbeigehen das arrogante Grinsen aus dem Gesicht zu hauen!]

[Ich wei?.] Unnachgiebig waren ihre grauen Augen auf die seinen gerichtet.

Tom nickte geknickt. [Ich verspreche es, Delenn!]

Jetzt l?chelte die Botschafterin ihn wieder an und legte ihm ihre H?nde in den Nacken. [Dann darfst du mich ein allerletztes Mal küssen.]

Er erwiderte ihr L?cheln und n?herte sich ihr langsam. [Hol nochmal tief Luft, Botschafterin!] empfahl er ihr und küsste zuerst ihr Kinn. [Es bleiben noch sch?tzungsweise fünf Minuten bis wir nicht mehr allein sind. Eigentlich reicht das auch für mehr, wenn ich es mir recht überlege.] Tom machte Anstalten zu ihr auf die Krankenliege zu klettern.

[Was?!] rief sie erschrocken aus und griff an seine Schultern, um ihn fort zu drücken.

Lachend hielt er inne und grinste breit. [Nur ein Scherz! Entspann dich! Es war nur ein Scherz!]

Delenns H?nde wanderten wieder in seinen Nacken, als sie sich beruhigte. [Unverbesserlich.] brummte sie und in ihrem Hinterkopf bildete sich der Gedanke, dass sie Tom vielleicht doch vermissen wird.

Sie wurde überrascht, als er sie nun ohne weiteres Hinausz?gern küsste. Ein sanfter Kuss ohne Druck zuerst, dann jedoch leidenschaftlicher und fester. Ja, sie würde ihn definitiv vermissen. Er war ein guter Küsser. Vermutlich jahrelange ?bung. Delenn grinste breit bei diesem Gedanken. Tom wurde dadurch aus der Spur gebracht und der Kuss endete, obwohl er es noch nicht wollte.

[Was?]

[Du bist ein guter Küsser. Weil du so oft geküsst hast.] erwiderte die Botschafterin ehrlich und lachte leise.

[Und das findest du komisch?] fragte er und stupste ihre Nase mit seiner an. [Darüber denkst du nach, w?hrend ich dich küsse?]

[Wann sonst?]

Er drückte sein Gesicht an ihre Halsbeuge. [Irgendwie hatte ich gehofft, du würdest an gar nichts anderes denken.] kam es dumpf aus dem Kissen.

Delenn strich ihm sacht übers Haar. [Reise sicher, Tom King

[Ich will nicht.] seufzte er und lie? seinen Kopf dort wo er war und er ihr nah sein konnte.

?WAS ZUR H?LLE SOLL DAS HIER?!" ert?nte die Stimme von Franklin vor dem Schott.

[Oh oh, jetzt gibt es ?rger.] Nur z?gerlich zog Tom seinen Kopf aus Delenns Halsbeuge zurück. Rechtzeitig, als die Tür aufging und Franklin gefolgt vom Captain und dem offenbar vor der Tür wartenden ?rzten und Pflegepersonal herein kam.

[Verdammt, der auch noch!] fluchte der Künstler.

[Du hast es versprochen!]

[Keine Sorge!] Er l?chelte Delenn zu.

?Mr. King, haben Sie meinen Leuten Credits gegeben, damit sie das Medlab verlassen?" fragte der Doktor, kaum, dass er das einsehbare Krankenzimmer betreten hatte.

?Ja, Doktor Franklin, Sir!" erwiderte Tom und sah hinter den Mediziner zum Captain. Dieser fixierte ihn mit den Augen ebenso wachsam. ?Nur für zehn Minuten."

Franklin trat auf den Künstler zu. ?Sie verlassen auf der Stelle mein Medlab! Und lassen Sie sich nicht noch einmal bei so einer Aktion erwischen!"

?Natürlich, das wird nicht mehr passieren," sagte Tom, wandte sich Delenn zu, nahm ihre Hand und drückte diese kurz. ?Bis dann, Botschafterin!"

Sie nickte ihm zu.

Mit dem gr??tm?glichen Abstand zu Sheridan verlie? Tom das Zimmer, dann das Medlab und sp?ter Babylon 5 mit einem Transport nach Centauri Prime.


Der Captain sah diesem Transport in der Kommandozentrale zu, wie er durch das Sprungtor verschwand. Sein K?rper schmerzte an den Stellen, wo ihn Tom besonders hart getroffen hatte. Sheridan ?rgerte sich über sich selbst. Wie hatte er sich so von diesem Mistkerl provozieren lassen k?nnen? Prügeleien waren schon seit Jahrzehnten nicht mehr typisch für ihn. Vielleicht sollte er Delenn eine Weile aus dem Weg gehen. Sein logisches Denken schien ab und zu auszusetzen, wenn es um sie ging.

Corwin reichte ihm eine Meldung. Sheridan las die Worte zuerst ohne sie direkt aufzunehmen. Dann las er es noch einmal. Er runzelte die Stirn, drehte das Stück Papier um und seufzte. Auch das noch! Ein VIP der Erdregierung und keine weiteren Informationen. Der morgige Tag würde also auch nicht besser werden.


Delenn sa? im Zen Garten und lauschte dem sanften Rauschen des Wassers, als sie meditierte. Nach einer Weile h?rte sie knarzendes Leder neben sich auf der Bank, ?ffnete die Augen und sah G'Kar fragend an. Der Narn grinste reptilienhaft. ?Was gibt es, G'Kar?" fragte sie schlie?lich.

?Interessante Wesen, diese Menschen, nicht wahr, Delenn?" sagte er launig.

Sie fragte sich, was hinter dieser Gespr?chser?ffnung stecken mochte und nickte huldvoll. ?Ja, das sind sie."

?Besonders in ihrem Paarungsverhalten," kam es nun eine Oktave tiefer und verschw?rerischer von ihm.

Delenn schloss kurz die Augen, betrachtete das unversch?mte Grinsen des Narn und senkte den Blick schlie?lich auf ihre H?nde. ?M?glich."

?Sie waren so nah dran und haben es nicht ausprobiert?" fragte er fast entsetzt.

Die Botschafterin richtete ihren Blick auf die Steine. ?Ich wei? nicht, wovon Sie sprechen, G'Kar."

Er war versucht, ihr seinen Ellenbogen in die Seite zu rammen, erinnerte sich jedoch rechtzeitig, wen er da vor sich hatte. ?Tom King. Ich habe geh?rt, Sie haben sich mit ihm getroffen." Stirnrunzelnd betrachtete er ihr, ihm halb abgewandtes, Gesicht. ?Hat er nichts versucht? Er hat einmal behauptet, es g?be keine Frau, bei der er es nicht versucht."

Delenn sah ihn, so gleichmütig wie m?glich, an. ?Er hat es versucht," gab sie zu. ?Aber es gibt Rituale dafür."

G'Kar schüttelte sacht den Kopf. ?Ich h?tte gedacht, jetzt, da Sie halb Mensch sind, würde Ihnen dieser ganze minbarische Unsinn nicht mehr ganz so im Weg stehen."

?Es ist kein Unsinn!" Die Botschafterin richtete sich etwas mehr auf und sah ihn b?se an.

Erneut breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus und er hob einen Zeigefinger. ?Er war erfolgreich, oder? Oder?"

Sie stand auf. ?Das geht Sie nichts an, Bürger G'Kar," sagte sie kühl, verbeugte sich und eilte davon.

?Ich wollte doch nur ..," rief er ihr hinterher. ? .. Erfahrungen austauschen." Der Narn stand nun auch auf und lachte ger?uschvoll. ?Grandios! Was für ein Frauenheld!"


Am Abend traf sich der Kommandostab im Earhardt's. Alle bis auf Sheridan waren bereits anwesend. Garibaldi trank etwas von seinem Wasser und lehnte sich zurück. ?Ich habe geh?rt, Delenn war eine Nacht im Medlab?" fragte er interessiert.

Franklin nickte. ?Ich habe sie heute entlassen. Ihr geht es wieder gut."

Der Sicherheitschef grinste schmal. ?Und der Captain hatte .. eine Prügelei mit diesem Künstler?"

Seufzend nickte der Doktor erneut. ?Er nannte es .. eine kleine Meinungsverschiedenheit. Als Delenn behandelt werden musste, w?ren sie sich fast wieder an die Kehle gesprungen!"

?Und der Dritte im Bunde war Lennier etwas sp?ter," brummte Ivanova. ?Ich wünschte, für mich würden sich mal drei M?nner die Nase an den Fensterscheiben im Medlab platt drücken! Obwohl .. ich verzichte lieber."

?Was ist das überhaupt mit Lennier? Denkt ihr .. ?"

?Oh, aber sicher," sagte Susan lachend.

?Hundertprozentig," stimmte ihr Franklin zu.

Garibaldi verzog das Gesicht. ?Das traut man dem kleinen Burschen kaum zu."

Der Commander trank etwas. ?Delenn h?tte ich das auch nicht zugetraut," sagte sie nachdenklich.

?Was?" fragte Michael neugierig. ?Was?" wiederholte er, nachdem sich der Doktor und Susan kurz einen Blick zu warfen.

?Nichts."

??rztliche Schweigepflicht," sagte Stephen und trank nun auch etwas von seinem Whiskey.

?Ach, kommt schon," protestierte Garibaldi. ?Ihr k?nnt mich doch jetzt nicht so h?ngen lassen!"

?Niemand l?sst hier jemanden h?ngen, oder?" kam es vom Captain. Er l?chelte einnehmend und setzte sich dann st?hnend auf den freien Stuhl. Sein Glas hatte er bereits mitgebracht und auf den Tisch vor sich gestellt.

Der Doktor beugte sich etwas vor und hob eine Braue. ?Wenn die Schmerzen morgen noch da sind, will ich, dass Sie nochmals ins Medlab kommen, Captain!"

Sheridan winkte ab. ?Es ist schon sehr viel besser geworden."

?Aus dem Bericht geht hervor, dass Sie den anderen auch ganz sch?n erwischt haben," meinte sein Sicherheitschef schmunzelnd.

?Er hatte es verdient," knurrte John, nur um nach einem b?sen Blick von Ivanova anzufügen: ?Natürlich h?tte ich es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen." Als sie zufrieden weg sah, hob der Captain kurz eine Faust und nickte Garibaldi grinsend zu

Franklin verdrehte angesichts dessen die Augen und drehte sein Glas in seinen H?nden. ?Ich habe das dumme Gefühl, 2060 wird nicht besser als 2059. Nicht, dass ich im Medlab besonders viel mitbekommen würde, aber das Jahr fühlt sich jetzt schon .. schwierig an."

?Das Gefühl habe ich auch," murmelte Ivanova. ?Der Krieg zwischen den Centauri und den Narn ist wahrscheinlich nur der Anfang."

Captain und Sicherheitschef sahen sich kurz an. Sheridan schüttelte unmerklich den Kopf und trank etwas. ?Wenn wir zusammen halten, dann l?sst sich auch ein schwieriges Jahr meistern," sagte er gedankenverloren. ?Hat eigentlich jemand inzwischen Botschafter Kosh gesehen?"

?Oh ja, er kam mir gestern entgegen, als ich durch die G?rten lief," sagte Garibaldi.

?Dann hat er vermutlich keine Lust auf meine Anfragen," brummte Sheridan missgelaunt.

?Eine weitere Lektion: Warten bis der Vorlone bereit ist zu reden," meinte Ivanova mit einem kleinen L?cheln.

?Reden würde ich das jetzt nicht nennen," sagte Franklin schmunzelnd.

?Es ist mehr so eine Ein-Wort-Kommunikation," stimmte ihm der Captain zu.

Garibaldi hob einen Zeigefinger. ?Manchmal sind es auch zwei oder drei."

?Aber nur, wenn er sich diese Worte Tage vorher aufgespart hat," warf Susan ein.

Sie grinsten sich an und die grüblerische Stimmung war wieder verschwunden.


ENDE

Fortsetzung folgt hier jedoch w?hrend Staffel 3 Folge 5 ?Der Beweis" / ?Voices of Authority". Vermutlich. M?glicherweise.